Klassenfoto der Primarschule in Günsbach
Bravo! Schon hast du die erste Station auf dem Weg gelöst.
Albert Schweitzer wollte sich von seinen Schulkollegen und Schulkolleginnen in Günsbach nicht durch das Tragen teurerer Kleidung abheben. Er schreibt von seiner Jugendzeit: «Ich war nicht händelsüchtig. Aber ich liebte in freundschaftlichem Raufen meine Körperkräfte mit anderen zu messen. Eines Tages, auf dem Nachhausewege von der Schule, rang ich mit Georg Nitschelm - er ruht nun schon unter der Erde - der grösser war und für stärker galt als ich, und bezwang ihn. Als er unter mir lag, stiess er hervor: Ja, wenn ich alle Woche zweimal Fleischsuppe zu essen bekäme wie du, da wäre ich auch so stark wie du!
Erschrocken über dieses Ende des Spiels wankte ich nach Hause. Georg Nietschelm hatte mit böser Deutlichkeit gesprochen, was ich bei anderen Gelegenheiten schon zu fühlen bekommen hatte. Die Knaben liessen mich nicht als einen der ihrigen gelten. Ich war für sie der, der es besser hatte als sie, das Pfarrerssöhnle, das Herrenbüble. Ich litt darunter, denn ich wollte nichts anderes sein und es nicht besser haben als sie. Die Fleischsuppe wurde mir zum Ekel. Sowie sie auf dem Tisch dampfte, hörte ich Georg Nitschelms Stimme.»
Die Familie Schweitzer 1888: Stehend von links nach rechts: Louise, Albert, Adele. Sitzend: Marguerite, Mutter, Paul, Vater
«Nun wachte ich ängstlich darüber, mich in nichts von den anderen zu unterscheiden.
Auf den Winter hatte ich einen Mantel bekommen, aus dem alten meines Vaters gemacht. Aber kein Dorfknabe trug einen Mantel. Als der Schneider mir ihn anprobierte und gar noch sagte: ‚Potz Tausend, Albert, jetzt bist du bald ein Monsieur!’ verbiss ich mir mit Mühe die Tränen. Am Tage, als ich ihn zum ersten mal anziehen sollte - es war an einem Sonntag morgens zur Kirche - weigerte ich mich. Es gab einen üblen Auftritt. Mein Vater verabreichte mir eine Ohrfeige. Es half nichts. Man musste mich ohne Mantel zur Kirche mitnehmen. Jedes mal nun, wenn ich den Mantel anziehen sollte, gab es dieselbe Geschichte. Was habe ich wegen dieses Kleidungsstückes Schläge bekommen! Aber ich blieb standhaft »
Als Jugendlicher posiert Albert Schweitzer dann doch auch gerne ab und zu mit feinem Anzug und eleganter Mütze. Spätestens bei der Arbeit in Lambarene sah er sich aber gezwungen, solche Kleidungsstücke gegen arbeitstaugliche Hosen und ein praktisches Hemd einzutauschen.