6 - Z‘Plätschere vom Wasser
Wie gefällt dir das Lied bisher? Ist dir aufgefallen, dass du an diesem Posten gleich zwei Instrumenten-Stimmen vom GrimmiJutz aufs Mal erhalten hast? Noch warten einige Klänge auf dich. Was denkst du, was noch folgen wird?
Jetzt heisst es aber nicht nur, den Song beim munteren Bergabspazieren fleissig zu summen, sondern dabei auch den Blick zur schönen Natur zu richten. Entdeckst du auf der anderen Talseite das Grimmiwasser? Du wirst auf dieser Karte bald mehr dazu erfahren. Speichere sie dir schon einmal ab, indem du auf den Stern oben rechts drückst!
Miss Helvetia geniesst singend den schönen Ausblick zum Grimmiwasser ...
Grimmiwasser
Leicht eisenhaltiges Quellwasser mit hohem Calciumgehalt. Foto: Naturpark Diemtigtal / R. Mazenauer
Weisst du, was das Grimmiwasser so besonders macht?
Auf der anderen Talseite auf 1840 Meter über Meer, am Fuss des Rothores und des Chalberhöris, entspringen die Quellen des Grimmiwassers mit ihrer charakteristischen roten Farbe. Bereits unsere Ahnen im Diemtigtal und Simmental wussten von den heilkräftigen Quellen zu erzählen. Das Wasser füllten sie in Gefässe ab und trugen es ins Tal. Zur Konservierung der Heilkraft gaben sie mit hellrotem Niederschlag überzogene Steine bei. Gewiss war es nur zum Beweis, dass die Fassung an der richtigen Quelle stattgefunden hatte. Vielen soll das Mineralwasser Heilung und neues Leben gebracht haben.
Doch wie in einer touristischen Broschüre von wahrscheinlich 1921 beschrieben, war die Quelle nicht für alle zugänglich: «Die Heilquelle der Grimmialp. (…) Die Natur hatte aber ihren Schatz so tief in die Berge hinein versteckt und die Zugänge hierbei so unbequem gemacht, dass man nur sehr schwer zu der Nutzbarmachung des kostbaren Borns (Wasserquelle) gelangen konnte.»
Das Kurhaus Grimmialp im Jahr 1909, wohin das Quellwasser des Grimmiwassers geleitet wurde. Bildnachweis: Schweizerische Nationalbibliothek, Eidgenössisches Archiv für Denkmalpflege (EAD): Archiv Photoglob-Wehrli
Die Quelle sollte für weitere Kreise zugänglich gemacht werden. Das Quellwasser wurde im Jahr 1895 durch den Kantonschemiker analysiert. Dank den Resultaten konnte es als wertvolles natürliches Mineralwasser bewertet werden. Gemäss Analyse und Erfahrung eignete sich das leichte Eisenwasser mit hohem Gipsgehalt zur Trinkkur bei Verdauungsstörungen, Appetitlosigkeit und nach erschöpfenden Krankheiten. Deshalb wurde das Quellwasser für Trink- und Badekuren gefasst und in das 1899 eröffnete Kurhaus Grimmialp im Talboden geleitet. Von der damaligen Wasserleitung sind heute nur noch die baulichen Überreste der Fassung bei der Quelle zu sehen.
Bis das einstige Regenwasser bei der Quelle Grimmiwasser als Grundwasser zum Vorschein tritt, durchfliesst es verschiedene Gesteinsschichten. Dabei wird es gereinigt und nimmt Mineralien auf. Unter anderem sickert das Wasser durch eine Schicht mit kleinen Mineralkügelchen (oolithischer Kalk), die zu einem grossen Teil aus Kalk und Eisenhydroxid bestehen. Hier wird Eisen freigesetzt, das nun in gelöster Form im Wasser vorhanden ist und sich nach dem Austritt an der Quelle am Boden absetzt. Dieser Niederschlag verfärbt sich rot und schimmert durch das klare Wasser durch, weshalb die gesamte Quelle rot erscheint und das Grimmiwasser so besonders macht.
Die Quelle Grimmiwasser ist Lebensraum des Alpenstrudelwurms (Crenobia alpina). Foto: Verena Lubini
Auch für andere Lebewesen ist dieses Quellwasser besonders. Quellen bieten Lebensraum für Arten, die sich bei kargen Bedingungen wohlfühlen. Das Quellwasser ist nähr- und sauerstoffarm und hat immer dieselbe kühle Temperatur. Dies gefällt dem Alpenstrudelwurm, für den diese konstant gleichbleibende Umgebung optimal und zwingend ist. Das Tier ist 15 mm gross, flach und dunkel gefärbt. Natürliche und unbelastete Quellen, wie diese hier, verschwinden immer mehr. Darum ist es wichtig, dass wir zu den noch verbleibenden Quelllebensräumen Sorge tragen.
Mehr Erleben und Erfahren
Erfahre mehr auf unserer geführten Exkursion Grimmiwasser oder entdecke die zugängliche Quelle von Nahe auf der «Bergwanderung Kraftort Grimmiwasser».
Textnachweis: Kurhaus Grimmialp und Aqua Viva